Selbstwert
Selbstwertprobleme haben einen großen Einfluss auf unsere mentale Gesundheit und können psychische Erkrankungen wie z. B. eine Depression oder Angststörungen begünstigen. Deshalb spielt der Selbstwert in der Psychotherapie eine wichtige Rolle.
Der Selbstwert ist von essenzieller Bedeutung für unsere Identität und prägt maßgeblich unsere Lebensgestaltung. Er beeinflusst unser emotionales Wohlbefinden, wie wir Beziehungen gestalten und wie wir mit Herausforderungen umgehen.
Selbstwert als relationales Konzept
Aus systemischer Sicht ist Selbstwert nichts, das wir einfach haben oder nicht haben. Er entwickelt und stabilisiert sich im Kontakt mit anderen Menschen. Besonders prägend sind die ersten Erfahrungen innerhalb der Herkunftsfamilie.
Selbstwert im Kontext sozialer Systeme
Neben der Herkunftsfamilie prägen auch Schule, Freundschaften, berufliche Netzwerke und die Gesellschaft unseren Selbstwert:
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Vergleich und Zugehörigkeit: Menschen messen ihren Wert oft an äußeren Maßstäben. Normen und Gruppenzugehörigkeiten beeinflussen, wie wir uns selbst sehen.
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Narrative und Glaubenssätze: Geschichten, die über eine Person erzählt werden („Du bist schwierig“, „Du bist stark“), können Selbstwert stabilisieren oder schwächen.
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Gesellschaftliche Einflüsse: Schönheitsideale, Leistungsdruck und Rollenbilder wirken stark auf die Selbstwahrnehmung. Sie können Selbstwert fördern – oder massiv belasten.
Ein geringer Selbstwert beeinflusst Gefühle (z. B. Scham, Angst), Gedanken (z. B. „ich bin weniger wert“) und Verhalten (z. B. Rückzug, Überanpassung). In systemischer Sicht sind das jedoch nicht „Fehler“, sondern oft Lösungsversuche, um Zugehörigkeit zu sichern oder Konflikte zu vermeiden. Diese Strategien können aber das eigene Selbstbild weiter schwächen und die Muster verfestigen.
Der systemischer Ansatz ermöglicht es, alte Muster zu erkennen und neue Wege zu gehen:
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Reflexion der eigenen Muster: Welche Botschaften über den eigenen Wert habe ich übernommen – und welche davon darf ich loslassen?
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Neue Narrative entwickeln: Durch die bewusste Umgestaltung der eigenen Lebensgeschichte können destruktive Muster durchbrochen werden.
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Ressourcen im System nutzen: Beziehungen, die Wertschätzung und Anerkennung vermitteln, helfen, ein stabiles und positives Selbstbild aufzubauen.
Wer seinen Selbstwert stärken möchte, profitiert davon, die eigenen Beziehungs- und Familienmuster zu reflektieren und neue, wertschätzende Narrative zu entwickeln. Die systemische Perspektive eröffnet hier wertvolle Möglichkeiten, sich von alten Belastungen zu lösen und ein tragfähiges Selbstwertgefühl aufzubauen.