Was bedeutet systemisch?

Menschen werden stets im Kontext ihrer/seiner sozialen Beziehungen und Lebensumstände betrachtet – basierend auf Theorien wie der Selbstorganisation (Autopoiese) und dem Konstruktivismus. Symptome und Probleme werden nicht isoliert als Defizite gesehen, sondern als sinnvolle Reaktionen innerhalb eines Systems. Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen des Einzelnen zu aktivieren und neue Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Dabei steht zumeist eine lösungsorientierte Sprache im Vordergrund, die das Problem würdigt, aber den Fokus auf die Zukunft und mögliche Veränderungen legt.

Daraus ergeben sich unter Anderem folgende Grundannahmen:

  • Der Mensch gilt als aktiver Gestalter seiner eigenen Existenz. Die Wirklichkeit wird konstruiert. Es gibt in diesem Sinn keine objektive Wirklichkeit.
  • Jeder Mensch trägt alle Ressourcen in sich, die er zu seiner Selbstverwirklichung braucht und mit denen er sein Leben mit Sinn erfüllen kann. Jeder Mensch ist also grundsätzlich lösungskompetent.
  • Probleme können sich daraus ergeben, dass dem Menschen die zur aktuellen Problemlösung erforderlichen Ressourcen nicht bewusst sind, er also seine Aufmerksamkeit auf andere Inhalte, vorwiegend die Probleme, ausgerichtet hat.
  • Kein Problem tritt immer auf. Verhalten ist nicht konstant. Es gilt, herauszufinden, unter welchen Umständen ein Problem nicht auftritt. Was ist in diesen Situationen anders? In den Ausnahmen liegt die Lösung.
  • Verhaltensweisen werden durch das soziale System beeinflusst. Systeme beeinflussen sich gegenseitig.
  • Veränderungsprozesse verlaufen nicht linear und nicht nach einem einfachen Ursache Wirkungs-Muster. Kleinste Veränderungen im System können nachhaltige Veränderungen beim Einzelnen hervorrufen.
  • Es gibt keinen logischen Zusammenhang zwischen einem Problem und einer Lösung.
  • Probleme indizieren keine Pathologie, Probleme sind nur eine andere Art, Dinge zu beschreiben.
  • Es besteht keine Notwendigkeit, das Warum zu verstehen oder Einsicht zu gewinnen.
  • Motivation ist wahrscheinlicher, wenn Menschen (Eltern und Kinder) als kompetent angesehen werden und sich als Personen wahrnehmen, die ein Anliegen haben.
  • Der Fokus auf das Mögliche und Veränderbare ist hilfreicher als ein Fokus auf das Überwältigende und schwer zu Bewältigende.
  • Komplexe Probleme erfordern nicht unbedingt komplexe oder längerfristige Lösungen.
  • Jede Beschreibung eines Problems enthält schon eine Lösung.
  • Ein Fokus auf die Zukunft ohne das Problem ist hilfreicher als ein Fokus auf die Vergangenheit mit dem Problem.